Fotocredit:
Henry Freitag
6.2.2023
Einlass:
18:30
Uhr
Beginn:
19:00
Uhr

5. Günther Krabbenhöft

Günther Anton Krabbenhöft wird als Nachkriegskind 1945 geboren und wächst mit vier Geschwistern in dem kleinen Dorf Letter bei Hannover auf. Die Mutter ist von den Entbehrungen der Kriegszeit erschöpft, der Vater ein gezeichneter Kriegsheimkehrer. Ein sensibler junge wie Günther passte nicht in diese Vorstellungen und wurde früh zum Einzelgänger. Gerne wäre er seinen künstlerischen Ambitionen nachgegangen, doch die Eltern bestimmten, dass es eine handfeste Kochlehre sein sollte. Tatsächlich arbeite Günther gut 50 Jahre in diesem Beruf. Weil nicht viel Geld vorhanden war, suchte er sich schon früh auf Flohmärkten mutige Outfits zusammen. Seinen ersten Zungenkuss hatte er mit Hildegard. Die große Liebe begegnete ihm jedoch zum ersten Mal in Berlin, wo er in den 1960er Jahren hinzog. Mit Heidi fühlte er sich seelenverwandt, sie wurden Rettungsringe füreinander. Wenige Wochen später wurde Heidi schwanger - allerdings nicht von Günther. Voller Enthusiasmus stürzte er sich trotzdem ins Vatersein, heiratete Heidi 1970 und adoptierte Tochter Valesca im gleichen Jahr offiziell. Einige Zeit später spürte Günther im Ehe-Bett eine Offenbarung - mit einem Mann. Es dauerte aber bis sich seine Schuldgefühle verflüchtigen und er zu seiner sexuellen Orientierung stehen konnte. Denn in den 1980er Jahren war es eben noch nicht so normal. 2015 fragt ihn ein britischer Tourist auf dem U-Bahnsteig der Linie 1 am Kottbusser Tor, ob er ihn fotografieren dürfe. Das Ergebnis geht viral: Das Bild wurde auf Facebook über drei Millionen Mal gelikt. Günther wurde zum Berliner Hipster-Opa. Wird mit seinem Stil in Mode-Magazinen abgedruckt, in Talkshows eingeladen und ist auf Plattformen wie Instagram ein Star. Statt Kaffeefahrten und Hackenporsche geht er lieber in die Berliner Techno-Clubs als Energie-Booster. "Das Alter ist kein Abschied, sondern der Anfang einer spannenden Lebensphase", sagt er. "Sei einfach du! Zum Jungsein bist du nie zu alt" heißt sein Buch. Dieses Motto ist auch unser Thema beim Salon Schinkelplatz.

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